Keine Nachhaltigkeit ohne vollkommene Transparenz

Saftig grüne Wiesen, belebte Regenwälder, zahlreiche Windräder und Solarparks, soweit das Auge reicht. Die Bildsprache, mit welcher die traditionellen Player der Finanzindustrie ihre Anlageprodukte bewerben, vermittelt uns ein gutes Gefühl und verspricht zudem auch nichts an Rendite einbüssen zu müssen. 

Geschrieben von: Marc Böhlen | 12.06.2021

Bekanntlich können uns Marketing-Abteilungen mit psychologischen Tricks die wirkliche Wahrheit geschickt verbergen. Auf den emotional abgestimmten «Verpackungen» von Fonds oder anderen Investmentprodukten prangen dann immer mehr auch sogenannte ESG-Labels.

 
Was bedeuten diese ESG-Labels?

ESG steht für Environmental, Social and Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Es soll Unternehmungen nach ihrer Geschäftstätigkeit beurteilen und gilt als besonderes Gütesiegel um nachhaltige Ansätze auszuzeichnen (1). Da es aktuell kein unabhängiges und offizielles Gremium gibt, welches diese ESG-Labels klar bestimmt, überprüft und bestätigt, kann jeder Anbieter seine ganz eigenen Richtlinien erstellen und somit bei deren Produkten solche Bezeichnungen anbringen. Durch diese eigenen Richtlinien müssen Investor*innen sehr genau hinschauen, um maximale Transparenz zu erhalten. Und trotz sehr genauem Hinschauen, können Unternehmungen, welche nicht den persönlich angestrebten Werten entsprechen, oft nicht zweifelsfrei enttarnt werden. Dies beginnt bereits im Alltag: Nachhaltige, den persönlichen Werten entsprechende Güter oder Dienstleistungen sind von aussen nicht als solche direkt erkennbar. Folglich weiss man als Konsument*in nicht, ob man sich beim Kauf dieser Produkte oder Dienstleistungen nachhaltig verhält. Durch das gestiegene Bewusstsein der Konsument*innen und um den Erhalt der Konkurrenzfähigkeit, begannen viele Anbieter, ihre Produkte mit Nachhaltigkeit-Labels zu kennzeichnen. 

Bei den Anlageinstrumenten ist dies nicht anders: ESG-Labels dokumentieren für Käufer*innen und Investor*innen die Einhaltung gewisser nachhaltiger Eigenschaften. Diese Geschäftspraxis ist in der Folge auf viel positives Feedback gestossen, zumal sie die Transparenz im Gegensatz zu nicht-gekennzeichneten Produkten vermeintlich verbesserten. Ihr Erfolg führte aber zu einer grossen Menge von Labels und Ratings und stiftet für die Konsument*innen und Investor*innen mit der Zeit mehr Verwirrung als Aufklärung. Nicht selten basieren ESG-Labels im Anlagebereich auf mehrere unterschiedliche Faktoren, was die Vergleichbarkeit der verschiedenen Labels untereinander erschwert oder gar verunmöglicht. So sagt z.B. die Rechtsexpertin des deutschen Fondsverband BVI, Julia Backmann: "Oftmals werden aus deutscher Sicht zum Beispiel Investitionen in Atomkraftwerke als nicht nachhaltig empfunden. In Frankreich hingegen schon, da sie kaum CO2 produzieren würden" (2). Der Ruf nach einer weitergehenden Transparenz wird demnach immer lauter, denn nur vollkommene und überprüfbare Transparenz schafft wirkliches Vertrauen.

Somit ist die Schlussfolgerung auch, dass diese Schaffung von Transparenz die Basis für nachhaltiges Anlegen ist und nur mit einem klaren Matching von Angebot und Nachfrage für jede Partei eine nachvollziehbare Lösung geboten werden kann. Doch wie soll eine solche Transparenz aussehen? Dazu sollte jeder Anbieter dem Investor die folgenden Fragen beantworten können:

  • Wie und wie einfach kann der Investor sehen, wo das Geld angelegt ist?
  • Wie stimmen die bewerteten Kriterien mit den Werten der Investor*innen überein? Hält das Investment alle Versprechungen über den gewünschten Impact?
  • Wer bestimmt und überprüft die verwendeten Daten zur Bewertung der Kriterien? Und wie regelmässig werden diese angepasst?
  • Was wird untersucht? Beinhalten die Angaben den gesamten Produktionsprozess (von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, Nutzung, Reparatur und bis hin zum Recycling)?

Gerade bei der Investition in ein Projekt oder Start-up oder bei der Finanzierung eines Kapitalbedarfs zur Transformation einer Firma, müssen sich Investor*innen diese Fragen stellen und über das Angebot des Investments beantworten können. Wie greenstarter diese Herausforderung meistern will und welche Bedeutung Engagement im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit hat, erfährst du in den nächsten Beiträgen.


 
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(1) United Nations. 2020. Sustainable Development Goals.
(2) Matthias Kutzscher. 2020. Grüne Geldanlage: Wann ein Investment wirklich nachhaltig ist.

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